Leopoldo Siano und Shushan Hyusnunts (Theatrum Phonosophicum)
"Sepeithos" & "Versuch über den Klangaktionismus"
SEPEITHOS. Vom Hören des verschwundenen Flusses von Neapel
Workshop über Deep Listening, Soundscape und AkusmatikEs war einmal ein Fluss in Neapel, der verschwand. Die alten Griechen nannten ihn „Sepeithos“. Wenn man sich in einen Zustand des Tiefenhörens versetzt, ist sein Klang immer noch hörbar... Das work in progress SEPEITHOS ist ein Projekt, das während des Forschungsaufenthalts des theatrum phonosophicum im Nitsch Museum Neapel (Fondazione Morra) 2023-2025 entstand.
In diesem Workshop wird anhand von Klangbeispielen und Hörübungen das Zuhören als schöpferische Tätigkeit vermittelt. Durch eine „mythische Methode“ freier Assoziationen zwischen dem Abstrakten und dem Konkreten wird traditionelles Wissen mit experimentellen Praktiken kombiniert: von antiken Kosmogonien bis zu deep listening, von der soundscape bis zur musique concrète und acousmatique, von der Lautpoesie bis zum „Kino für die Ohren“. Technologie als „angewandte Magie“ kann den Hörer paradoxerweise zurück zur Seinsquelle führen und die Welt neu verzaubern.
VERSUCH ÜBER DEN KLANGAKTIONISMUS
lecture-performance„Im Anfang war die Tat“, so übersetzt Faust das Incipit des Johannes- Evangeliums in Goethes Hauptwerk. Jeder Akt, auch der kleinste und stillste – alles, was sich ereignet – hat unausweichlich mit dem Klang zu tun. „Something always happens“... Wenn – wie Hermann Nitsch sagte – das Theater Vorstufe der Aktionskunst ist, ist die Musik Vorstufe der Klangkunst. In dieser performativen Lesung wird es versucht, die facettenreiche Geschichte des Klang-Aktionismus zu erzählen und dessen Wesen zu erfassen: von John Cage zu Joseph Beuys, von Fluxus zum Wiener Aktionismus, von Henning Christiansen zu Walter Marchetti, von Giuseppe Chiari zu Alvin Curran etc. Geschichten über Klänge und Klänge, die Geschichten erzählen oder einfach sind was sie sind. theatrum phonosophicum ist ein Forschungs,- und Lebensprojekt von Leopoldo Siano und Shushan Hyusnunts, das Wissen auf sinnliche Weise teilen möchte und dazu anregt, Erfahrungsräume zu schaffen, in denen traditionelles Wissen mit experimentellen Praktiken in Berührung kommt. Es strebt nach einer Synthese verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen – dem Gesamtkunstwerk, also dem „totalen Kunstwerk“ (von Richard Wagner bis zur Avantgarde und darüber hinaus). Im Zentrum von theatrum phonosophicum steht der Klang und die Praxis des Hörens – verstanden in einem erweiterten Sinne als eine „Ökologie des Geistes“.
Im Anschluss lädt das nitsch museum zu Brot und Wein.